Die Entwicklung der Sexarbeit: Eine Reise von Babylon in die Schweiz
Gesetzgebung & Politik

Die Entwicklung der Sexarbeit: Eine Reise von Babylon in die Schweiz

von Choice - 17. Juni 2024
Die Entwicklung der Sexarbeit: Eine Reise von Babylon in die Schweiz

In der Geschichte war die Prostitution ein integraler, jedoch umstrittener Aspekt der menschlichen Gesellschaft. Ihre Ursprünge lassen sich bis 2400 v. Chr. in Babylon zurückverfolgen, wo in Tempeln heilige Prostitution praktiziert wurde, indem sexuelle Dienstleistungen im Austausch für Güter angeboten wurden, die anschließend einer Gottheit gehörten. Ob diese Einrichtung existierte und mit welchem Motiv sie berichtet wurde, bleibt unter Gelehrten umstritten. Im Zentrum dieser Debatte steht der Bericht von Herodot, dass die babylonische Kultur jede Frau verlangte, sich mindestens einmal im Leben zu prostituieren. Diese frühe Form der Prostitution war tief mit religiösen Praktiken und gesellschaftlichen Normen und Dynamiken verwoben und verkörperte eine nuancierte Wahrnehmung der Prostitution, die sich deutlich von modernen Ansichten unterscheidet (Budin, 2008).

Während der Zeit der Migration, Urbanisierung und Industrialisierung begann die Sexarbeit neue Formen anzunehmen. Sie wurde stark von sozioökonomischen Veränderungen beeinflusst, die zu einer erhöhten Bewegung von Menschen, städtischem Wachstum und der Entwicklung kapitalistischer Wirtschaftssysteme führten. Angebot und Nachfrage verlagerten sich von ländlichen Gebieten zu städtischen Zentren mit einer höheren Konzentration von Reisenden (z.B. Menschen, die auf Booten arbeiten, Geschäftsleute, Migranten). Diese Faktoren trugen zu einem Anstieg der Anzahl und Sichtbarkeit von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern bei, was zu Veränderungen in den gesellschaftlichen Einstellungen zur Sexarbeit führte. Sie begann als soziales Übel und als Symbol des moralischen Verfalls angesehen zu werden (Hubbard, 1998).

Die Kriminalisierung oder teilweise Kriminalisierung der Sexarbeit, ein Ansatz zum Schutz von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, führte leider zur Verschlechterung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen. Viele Wissenschaftler haben auf die nachteiligen Auswirkungen solcher Politiken hingewiesen, die zu erhöhter Verwundbarkeit, Ausbeutung, Gewalt und Stigmatisierung führen (Benoit et al., 2018). Sie drängte die Sexarbeit in den Untergrund und schuf eine gefährliche Umgebung für die Arbeiterinnen und Arbeiter.

Blicken wir zurück ins 20. Jahrhundert, so legalisierte die Schweiz 1942 die Prostitution, als eines der wenigen Länder, die diesen Schritt vollzogen. Diese Gesetzgebung zielte darauf ab, die Bedingungen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter zu verbessern und die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten zu kontrollieren (Musto, 2009). Trotz anfänglichem Widerstand ist die Sexarbeit in der Schweizer Gesellschaft im Laufe der Jahrzehnte zunehmend akzeptiert worden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Legalisierung zwar einige Schutzmaßnahmen bot, aber nicht alle Herausforderungen, mit denen Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter konfrontiert sind, insbesondere in Bezug auf die tägliche Sicherheit, Stigmatisierung und Gesundheit sowie den Schutz für Sexarbeiter ohne Aufenthaltsgenehmigung, beseitigte.

The digital era brought significant changes to the industry. With the advent of apps such as Grindr in 2009, Tinder in 2012, and platforms like OnlyFans in 2016, sex work has found a new home online. Technology has facilitated a more open dialogue about sex and sex work in a new industry called sextech, offering a space where the workers have more control over their conditions, can maintain anonymity, and access a broader customer base (Sanders, Brents, & Wakefield, 2020). There are also some adverse effects from the technical developments such as automated moderation on social media to flag and remove sexual content, public shaming and online trolling.

Die COVID-19-Krise hat jedoch die Schwachstellen in der Branche offengelegt. Viele Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, die oft keine Sozialversicherung haben, waren von den staatlich verordneten vorübergehenden Verboten der Prostitution stark betroffen. Die Unfähigkeit zu arbeiten, gepaart mit wenig oder gar keinem Zugang zu finanziellen Sicherheitsnetzen, ließ viele in prekären Verhältnissen zurück. (Platt et al., 2020). Der finanzielle Druck, insbesondere bei Sexarbeitenden, die Angehörige oder ihre Kinder unterstützen, führte dazu, dass sie Kunden akzeptierten, die sie unter normalen Umständen abgelehnt hätten. Laut einer kürzlich in Zürich durchgeführten Studie führte dies auch zu einem höheren Gewaltniveau gegen Sexarbeiterinnen (Brüesch et al., 2021).

Wenn wir über die historische Entwicklung der Sexarbeit von Babylon bis zum Alpenland Schweiz nachdenken, ist es entscheidend zu betrachten, wie sich wandelnde gesellschaftliche Perspektiven und sich entwickelnde Vorschriften die Branche geformt haben. Die Auseinandersetzung mit dem Diskurs, den die Technologie ermöglicht hat, und der Sexarbeitsgemeinschaft eine Stimme in der Debatte zu geben, kann vielleicht zu einem besseren Verständnis führen und das Stigma weltweit für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen weiter verringern.

Quellenangaben: